Neïl Beloufa
Hopes for the Best
18. April – 31. Mai 2015

Neïl Beloufas Arbeit Superlatives and Resolution, People Passion, Movement and Life von 2014 ist eine kinetische Skulptur aus beweglichen Screens, die als Projektionsflächen für fragmentiertes Videomaterial dienen. Die Narration des Videos aus einer Reihe inszenierter Interviews entfaltet sich parallel zur Skulptur, die sich im oktogonalen Raum des Schinkel Pavillons, auf Stahlschienen ausdehnt und zusammenzieht. Die Interviewten sind anonyme Personen, jung und gesund. Sie schwärmen von einer ungenannten Stadt und deren Vorzügen, darunter die umliegenden Seen und verschneiten Berge: verschiedene Aggregate von Wasser als ideale alchemische Grundlage für Freizeitsportarten. Die Interviews bilden gemeinsam eine Art Mythologie einer Utopie des 21. Jahrhunderts, die geprägt ist von einer idealen Work-Life-Balance und Power-Naps, während im Hintergrund eine fehlplatzierte Nico All Tomorrow’s Parties besingt.

Beloufa beschreibt den Status eines Kunstwerks als vermittelndes Objekt – in seiner Beziehung zu Raum und BetrachterIn, aber auch als Skulptur sowie als Projektionsfläche. Die Auseinandersetzung der BetrachterIn ist zwangsläufig eine zwischen Figur und Grund, ohne zu wissen, welcher Teil wichtiger ist, wenn sie überhaupt klar voneinander geschieden werden können. Während das Videomaterial die Optik einer strahlenden, hyper-simulierten HD-Datei in Kaugummiverpackung transportiert, verkörpert die skulpturale Installation von Beloufas Arbeit eine starke handgemachte Atelierästhetik mit rauen Kanten und billigen Materialien. Die Autonomie von materialem und ästhetischem Bestreben widersetzt sich jeder Vorstellung einer glatten und nahtlosen Professionalität skulpturaler Produktion.

Von den vielen Plexiglas-Screens gebrochen, zurückgeworfen und umgelenkt wird das RGB-Licht des Projektors in die Form eines selbstgebastelten Hologramms gezwungen. Obwohl Beloufas Arbeit im Kontext der Tradition von Expanded Cinema und experimentellen Filmemachens gesehen werden kann, entwickelt seine formale Materialität ein Potenzial, das in keiner Weise referentiell scheint. Noch scheint die Trope der fiktionalisierten Dokumentation als zynischer Kommentar gelesen werden zu können. Stattdessen lässt sogar ein so beunruhigendes Wort wie „Lifestyle“ eine ernsthafte Faszination von modernistischen Ideen und antiken Vorstellungen des guten Lebens anklingen.

Für das gläserne Oktagon des Schinkel Pavillons hat Beloufa eine Serie von skulpturalen Arbeiten entworfen, die den Raum rahmen und damit den bereits erweiterten Bereich der Skulptur ausdehnen, um auch die BetrachterInnen zu umfassen. Der Besucher wird zum hinaus- und hereinblickenden Schwellenobjekt in Beloufas zwinkernder Utopie, in ihrer etymologischen Bedeutung: als Nicht-Ort.

Text: Eva Wilson
Courtesy des Künstlers und Balice, Hertling, Paris.
Photos: Neïl Beloufa
Hopes For The Best
Installation shots Schinkel Pavillon, Berlin 2015.
Photo: Andrea Rossetti
Mit freundlicher Unterstützung von Balice, Hertling, Paris, des Bureau des arts plastiques, Institut français und des französischen Ministeriums für Kultur und Kommunikation.

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